Also lautet ein Beschluß,
Daß der Mensch was lernen muß. –
Nicht allein das Abc
Bringt den Menschen in die Höh‘;
Nicht allein in Schreiben, Lesen
Übt sich ein vernünftig Wesen;
Nicht allein in Rechnungssachen
Soll der Mensch sich Mühe machen,
Sondern auch der Weisheit Lehren
Muß man mit Vergnügen hören. –
Wilhelm Busch, Max und Moritz, Vierter Streich
Lesen und Schreiben sind die wichtigsten Grundfertigkeiten, die weiteres Lernen ermöglichen. Diese Kompetenzen zu entwickeln, ist die Kernaufgabe in der Grundschule. Aber schon im Elternhaus werden wichtige Grundstrukturen gelegt. Bei Eintritt in die Grundschule bringen Schüler die unterschiedlichsten Startbedingungen mit.
Trotz moderner Medien und Diktierfunktion, ist der Erwerb der Lese- und Schreibfertigkeit enorm wichtig, um ein erfolgreiches und glückliches Leben führen zu können. Die Schriftsprache gibt uns die Möglichkeit gesprochene Sprache zu speichern und für einen späteren Zeitpunkt abrufbar zu machen. Das ist sinnvoll, weil uns so Inhalte zu einem späteren Zeitpunkt noch zur Verfügung stehen, und wir uns nicht alles merken müssen. Wir können es nachlesen. Stell dir einmal vor, du müsstest alle Lieblingsrezepte auswendig wissen.

Aber was brauchen wir, um erfolgreich Lesen und Schreiben zu lernen?
Vielen Schülern fällt es heute unendlich schwer das Lesen und Schreiben zu erlernen. Oftmals verläuft der Erwerb der Schriftsprache nicht so erfolgreich, wie man es sich wünschen würde – das zeigen Studien wie PISA deutlich. Und auch ohne Studien merkt man es den eigenen Schülern an, die sich im Unterricht mit der Lektüre oder dem Schreiben kleinster Texte quälen.
Als Grundlage zum erfolgreichen Lesen und Schreiben bedarf es vielerlei Voraussetzungen:
Schüler müssen sozial, emotional, kognitiv, sprachlich und auch motorisch so weit entwickelt sein, dass sie sich mit dem Schreiben lernen auseinandersetzen können.
Sicher hast du aber auch schon gemerkt, dass in heterogenen Lerngruppen in ein und derselben Klasse nicht alle Schüler auf demselben Stand sind.
Mancher Schüler verfügt am Anfang der ersten Klasse noch über eine sehr geringe Selbstwahrnehmung, hat schlechte motorische bzw. feinmotorische Voraussetzungen und auch die sprachliche Entwicklung ist oft lückenhaft.

Sicher hast du dich auch schon oft gefragt, wie du diesen unterschiedlichen Vorraussetzungen deiner Schüler im Anfangsunterricht gerecht werden kannst. Denn das ist gar nicht so einfach.
Schüler mit großen Lernvorsprüngen sollen sich nicht langweilen, während diejenigen, denen es noch an Entwicklung fehlt, schnell völlig überfordert sind und dann erst Recht abschalten.
Differenziert unterrichten – Der Schlüssel zum Glück?
Differenzieren bedeutet, dass nicht alle Schüler zur gleichen Zeit das Gleiche lernen. Es bedeutet, wahrzunehmen, dass Schüler unterschiedlich sind, und verschiedene Stärken und Vorlieben haben. Es bedeutet Wahlmöglichkeiten zu schaffen, zuzuhören und auch Lösungswege zu akzeptieren, die sich der Lehrer vielleicht anders vorgestellt hat. Es bedeutet Verantwortung an die Schüler abzugeben, denn sie sind die Herren über ihren eigenen Lernweg.
Differenrierung bedeutet auch zu akzeptieren, dass Schüler nicht alle gleich sind und nicht den gleichen Stand haben. Als ich vor 15 Jahren mein erstes Studium beendete hieß es schon: Hol die Schüler dort ab, wo sie sich befinden.
Aber wo genau stehen Schüler? Wenn einer schon lesen kann und schreiben. Der andere noch nicht einmal alle Laute richtig hört, der nächste die Sprache nicht spricht und wieder andere mit persönlichen Problemen so viel zu tun haben, dass der Unterricht an sie kaum herankommt.
In den letzten Zehn Jahren habe ich oft über diese Punkte nachgedacht. Und deshalb möchte ich mit euch einige Ideen teilen, die mir zum Thema Schreiblehrgang und Alphabetisierung ganz wichtig sind.
Der Lehrer und seine Bedeutung für den Schriftspracherwerb.
Es ist die natürlichste Sache der Welt, dass Kinder lernen wollen.
Nicht alle haben die gleichen Vorraussetzungen – aber alle haben das Bedürfnis zu lernen, wahrgenommen zu werden und Anerkennung für ihre Leistungen zu erhalten.
Wie schon im Zitat von Wilhelm Busch gesagt, ist es Auftrag der Lehrperson, dass dies mit Vergnügen und Verstand geschieht. Planvolles Vorgehen und gezielte Unterstützung helfen den Schülern auf ihrem Weg der Alphabetisierung. Aber das Lernen an sich, dass muss jeder Schüler erledigen. Und damit es den Schülern, mit unterschiedlichsten Lernvoraussetzungen Freude bereitet, müssen sie aktiver Teil des Lernprozesses sein.
Das bedeutet, dass Schüler Entscheidungen treffen müssen, wie sie einen Buchstaben lernen, ob sie Unterstützung brauchen, allein oder im Team arbeiten wollen. Und damit das möglich wird, muss der Lehrer ihnen Lernumgebungen zur Verfügung stellen, die das Auswählen und Treffen von Entscheidungen ermöglichen. Konkret: Wenn der Lehrer ein Arbeitsblatt für alle vorgibt und auch noch sagt, in welcher Farbe die Blume gemalt werden soll – dann ist da wenig Platz für eigene Entscheidungen. Und auch für selbstständiges Nachdenken.

Anders sieht es aus, wenn der Lehrer den Schülern erklärt, was das Ziel der Stunde oder der Unterrichtsreihe ist. In dieser Woche lernen wir den Buchstaben B kennen. Wir können ihn hören. Er klingt so… Wir können Vorwissen nutzen. Wer kennt denn schon ein Wort mit B?
Gemeinsam können wir sammeln, so dass alle mitmachen können. Und dann geht es irgendwann in eine Arbeitsphase. Ist es da wichtig, dass alle Schüler das gleiche Blatt bearbeiten?
Müssen alle Schüler zur gleichen Zeit das Gleiche auf die gleiche Art und Weise tun um gut zu lernen?
Wir finden: Nein. Es ist wichtiger, dass alle Schüler sich aktiv und mit ihren Vorkenntnissen mit dem Buchstaben beschäftigen. Wir finden schon, dass alle Schüler sich mit der Schreibrichtung auseinander setzen sollten. Aber ein Schüler, der schon gut Schreiben kann, der darf den Buchstaben gern in ganzen Wörtern oder Sätzen üben, während jemand anders vielleicht nur Silben schreibt, oder gar nur den aktuellen Buchstaben.
Außerdem glauben wir auch, dass kreative Kinderköpfe sich auf ihre Art mit dem Buchstaben beschäftigen sollten. Ein Schüler kann vielleicht ein B-Buch malen, der andere mit B Vokabeln ein Lied rappen, ein Würfelspiel zur Differenzierung von Groß- und Kleinbuchstaben spielen oder ein Poster gestalten. Beim Vortrag profitieren alle Schüler.
Natürlich ist das Unterrichten dann anders. Womöglich braucht man eine andere Tischordnung, weg von militärischen Reihen. Wahrscheinlich wird es auch nicht ganz still sein. Denn wenn man sich Wörter mit einem bestimmten Laut vorliest, dann muss man sprechen. Aber für Kinder, die es beim Arbeiten gern ganz leise haben, kann man Kopfhörer anbieten.
Alle Schüler sind unterschiedlich, das bedeutet, dass es in Ordnung ist, wenn sie unterschiedlich lernen. Wenn du Lust hast, das auch mal auszuprobieren, dann starte doch deinen nächsten Schreiblehrgang einfach mal mit verschiedenen Wahlaufgaben. Motiviere deine Schüler ihre Stärken zu zeigen und mit- und voneinander zu lernen.
So können auch Schüler aktiv am Unterricht teilhaben, die mit reinen Nachspur- und Leseübungen nicht so gut klarkommen. Motivierte Schüler lernen besser, auch Dinge, die ihnen schwerfallen.
In unserem Shop beim Lehrermarktplatz findest du ein Komplettset mit Arbeitsblättern in Grundschrift und in Druckschrift. Die Sets bieten viele verschiedene Arbeitsaufträge zu jedem Buchstaben. Nicht jeder Schüler bearbeitet alle Blätter. Jeder sucht sich Aufgaben aus, um sein Wissen zu einem Buchstaben zu vertiefen. Wenn du mehr erfahren möchtest, dann klicke auf die Links im Text.

Als Lehrer kannst du das Lernen der Schüler unterstützen, indem du einzelne Blätter verbindlich machst und für zusätzliche Aufgaben ein Belohnungssystem einführst. Schüler lernen gern für Punkte, Herzen oder Sternchen die sie gegen einen Preis oder einen Gutschein einlösen können. So können deine Schüler selber wählen und durch das Mitentscheiden haben sie mehr Freude an der Arbeit.
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